Otto Dix

Auf ein Wort

„Aber ich mach’s.“

In der Liturgie der Kirche beginnt die Karwoche mit der Erzählung vom Einzug Jesu in Jerusalem. Dieser Abschnitt des Evangeliums wird aber noch an einem zweiten Sonntag im Kirchenjahr gelesen, am 1. Advent. Mit ihm beginnt auch der Weihnachtsfestkreis. Jesus kommt und Jubel klingt auf: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ (Sacharja 9,9) – Weihnachten ganz nah! Dix bringt beides ins Bild, Weihnachten und die Passion. Wir sehen in die Luft geworfene Arme und einen begeisterten Teil der Menge vor den Hochhäusern der Stadt. Im Vordergrund schwergewichtig, dunkel, die Mitte ganz beherrschend, reitet Jesus auf dem Esel, mit dem er fast zu verschmelzen scheint. Der Jubel um seine Person interessiert ihn offenbar wenig. Sein Blick ist der Menge abgewandt, die Augen sehen, was die Menschen noch nicht ahnen – Golgatha. Gibt Dix seinem Jesus in der dargestellten Szene dann doch zu wenig Glanz und Hoheit? Hätte Jesus nicht etwas königlicher daherkommen können?

Auf Widerstände gegenüber seinen Bibelblättern war der Künstler jedenfalls eingestellt. Seine Haltung dazu hat er knapp auf den Punkt gebracht: „Ich bin eben `n derartig souveräner Prolet, nicht wahr, daß ich sag: ‚das mach ich‘. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt. Wozu das gut ist, weiß ich selber nicht. Aber ich mach’s. Weil ich weiß, so ist es gewesen und nicht anders.“

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