Otto Dix

Auf ein Wort

Otto Dix – die religiösen Bilder

„Da sind so wunderbare Bilder – in meiner Jugend, wenn wir ‚Biblische Geschichte‘ hatten, habe ich mir immer ganz genau vorgestellt, wo das in meiner Heimat passiert ist… Und die Stelle, wo Josef von seinen Brüdern in den Brunnen geworfen worden war, war mir bekannt…“ Dix holt, wie auch die von ihm geschätzten alten Meister, die biblischen Geschichten ganz in seine Zeit hinein: kompromisslos und in einer beeindruckenden Unmittelbarkeit. Schon in frühen Jahren fehlt seinen Zeichnungen „aller weihevolle Nimbus“ (Anne Peter). Von besonderer Bedeutung für sein Schaffen war die Begegnung mit dem Isenheimer Altar. 1943 schrieb er: „Es ist kaum möglich für mich, über Grünewald-Einflüsse hinaus zu kommen“. Dem überdeutlich erhobenen Arm und dem weit ausgestreckten Zeigefinger des Johannes auf der Isenheimer Kreuzigungstafel sind wir ja bereits begegnet. Während seiner Kriegsgefangenschaft in der Nähe von Colmar konnte Otto Dix den Altar auch persönlich betrachten.

Das Blatt „Die Verspottung“ zeigt Jesus als den Inbegriff des angegriffenen und gedemütigten, des verlassenen und auf sich selbst zurückgeworfenen Menschen. Die Ablehnung und der Widerspruch, die er in seinem irdischen Wirken erfuhr, kulminieren in der Passion. Wie andere seiner Künstlerkollegen hat auch Dix die eigene Not, vielleicht auch das eigene Sendungsbewusstsein, im Christusbild aufgehoben gefunden. „Mein Leben war Anlaß genug, die Passion am Bruder, ja am eigenen Leib zu durchleben.“

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