Königin Margrethe II von Dänemark

Auf ein Wort

Von Christa Hansen, Tondern, DK

Das Blatt trägt den Titel „Der Winter erblüht“, und es blitzt gleichsam etwas Frühlingshaftes darin auf. Ein farbenfrohes Meer von bereits in der Erde aufkeimendem neuen Leben. Die Frühlingsblüher korrespondieren mit den Sternen, die am Himmel sichtbar sind. Ein Kreuz, aus der Erde aufsteigend, bahnt sich den Weg durch die noch blasse Farbenpracht. Es schwebt gleichsam über der Erde, reicht aber weit hinein in den Himmel. Mir kamen gleich Verse aus dem Neuen Testament in den Sinn: „Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen könnt…“ (Epheser 3,17-19) Diese Worte des Apostels Paulus erschließen sich mir in der Darstellung, die Margrethe II. hier gewählt hat: die Breite und die Länge, die Höhe und die Tiefe der Zuwendung Gottes. So hat sowohl die Darstellung als auch die Farbnuancierung etwas Tröstliches, nicht prangend und aufdringlich, sondern in einer eher zurückhaltenden Form. Aber dadurch noch intensiver. Das mag auch an der Farbwahl liegen, die etwas nahezu Kindliches hat.

Mit der Lithographie kam die Majestät einer Bitte der „Freunde des Steindruckes“ nach, deren Ehrenmitglied sie ist, aus Anlass eines Jubiläums im Jahr 2000. Eigentlich ist, wie sie immer wieder in Interviews betont hat, ihre bevorzugte künstlerische Ausdrucksweise die der Decoupage. Aber auch in vielen anderen Gestaltungsformen drückt sie sich aus. So ist sie oft als Kostümbildnerin in Erscheinung getreten. Aktuell im Advent dieses Jahres mit der Ausgestaltung der Kostüme für die Aufführung der „Schneekönigin“ im Konzertsaal des Kopenhagener Tivoli. Von ihrer textilen Kunst zeugt nicht zuletzt das Antependium für die 2016 restaurierte Wittenberger Schlosskirche, auf dem sie die Lutherrose und die seitliche Flammen-Fassung entworfen und selbst gestickt hat.

Die vorliegende Lithographie hat wenig Beachtung gefunden, was eigentlich unüblich für die Kunst von Margrethe II. von Dänemark ist. Mir erscheint sie aber als eine kleine Kostbarkeit, die gerade durch ihre Einzigartigkeit so berührend ist.

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