Johannes Grützke

Auf ein Wort

Von Dr. Ulrich Scheufelen Stifter, Lenningen

Johannes Grützke wurde 1937 in Berlin geboren und starb 2017 ebenfalls in Berlin. 1973 war er Mitbegründer und bekanntester Maler der „Schule der neuen Prächtigkeit“, mit der er sich mit seinem figurativen Stil gegen die damals vorherrschende abstrakte Kunst wandte. Als Porträtist idealisierte er seine Modelle nicht, sondern versuchte durch Verzerrung sich dem Dargestellten zu nähern. Das Stadtmuseum Berlin schrieb: „Seine Bilder sind ironische Reflektionen historischer, mythologischer und religiöser Stoffe sowie schonungslose Selbstbefragungen. Sein bedeutendstes Werk ist ein 32 m langes und 3 m hohes Wandbild für die Paulskirche in Frankfurt mit dem Thema „Der Zug der Volksvertreter“ von 1848.

Das Thema „Ungläubiger Thomas“ hat ihn beschäftigt. 1983 schuf er das Altarbild „Ungläubiger Thomas“ für die Schlosskapelle in Gifhorn. Vorausgegangen war 1978 die Radierung der „Ungläubige Thomas“, die vor kurzem für die Stiftung erworben wurde. In der Radierung wendet sich Thomas dem Betrachter zu. Als ungläubigen Thomas hat sich Grützke hier selbst porträtiert. Die Radierung, die mit einer Auflage von 100 erschien, zeigt das große handwerkliche Können von Johannes Grützke. Bei dem ersten Erscheinen Jesu nach seiner Auferstehung war Thomas nicht bei den Jüngern, weshalb er die Schilderung der Jünger anzweifelte. Beim nächsten Auftritt im Jüngerkreis war Thomas dabei und Jesus forderte ihn auf, seine Hände in seine Wunden zu legen. Das sehen wir bei Grützke und Jesus sagte: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ (nach Joh.)

Die Schilderung aus dem Johannes-Evangelium ist heute so aktuell wie damals. Immer wieder wird man gefragt: „Wo ist denn der Beweis für die Existenz Gottes und warum zeigt sich Gott nicht immer wieder?“ Aber Gott will kein Abhängigkeitsverhältnis, sondern ein Vertrauensverhältnis, das auf der Freiheit des Menschen basiert. Würde Gott sich zeigen, so würden die Menschen sich aus egoistischen Gründen anstrengen, ihm zu gefallen und gute Noten bei ihm zu bekommen. Aber genau diese Form der Abhängigkeit will Gott nicht. Als toleranter und liebender Gott überlässt er uns die freie Wahl, er will den gläubigen Christen.

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