Auf ein Wort

Ein kostbares Kleid, 5 Goldketten, eine fein bestickte Haube – die Witwe Caspar Niemecks. Man sieht auch ihrer Kleidung an, dass das Ehepaar über Besitz und Reichtum verfügte. Doch war es kinderlos geblieben. So fehlt auf dem Epitaph die Darstellung der sonst üblichen weiteren Familienangehörigen. Wer die Witwe betrachtet, wird an die für diesen Stand in der frühen Neuzeit geltenden Tugenden erinnert. Eine Witwe soll an Gott glauben und andächtig beten, nicht nur mit Worten, sondern jederzeit mit dem Herzen. In sich gekehrt, den Blick mehr nach innen als nach außen gerichtet, kniet sie hier und betet das Kind an. Ein neugeborenes Kind ansehen, als wäre es das eigene – deutet der Maler auf diese Weise einen Trost für ihre kinderlos gebliebene Ehe an? Auf jeden Fall setzt Cranach d. J. sie, wie wir noch sehen werden, zusammen mit ihrem Mann auf eine Höhe mit dem neugeborenen Christuskind.

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