Die Zentralstellung im Hohen Chor nimmt das Christusfenster ein. Hier im Scheitel des Chores sind die gewichtigen Themen zu Passion und Ostern konzentriert. Es ist gut vorstellbar, dass dieses Fenster auch das erste war, das Ende der 1420er-Jahre in den Hohen Chor eingesetzt wurde. Heute sind nur noch in der Kreuzigungsszene mittelalterliche Reste erhalten. Die erste Szene des Fensters in der unteren Bildreihe ist dem Einzug Jesu in Jerusalem gewidmet. Sie ist eine Schöpfung des Königlichen Instituts für Glasmalerei. Mit dieser Erzählung wird am Palmsonntag die Karwoche eröffnet, und sie wird auch am 1. Advent im Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest gelesen. Eine begeisterte Menge empfängt Jesus, als er nach Jerusalem kommt. Die Palmzweige in den Händen der Menschen rechts im Bild sind nicht zu übersehen. Staunen und Hoffen drücken sich in ihren Gesichtern aus. Ein junges Mädchen links, ebenfalls mit einem Palmzweig in der Hand, zeigt ihre Freude darüber hinaus noch mit einem Blumenkranz im Haar: „Du Tochter Zion, freue dich sehr (…) Siehe, dein König kommt zu dir“, heißt es beim Propheten Sacharja (Sach. 9,9). Ihr gegenüber hat ein Mann sein Obergewand ausgezogen und auf dem Weg ausgebreitet – alles, wie es die biblische Erzählung berichtet. Links im Bildhintergrund sind drei der Jünger zu sehen. Sie erleben die jubelnde Menge und scheinen nicht recht zu verstehen, was da vor sich geht. Damit sind sie nicht allein, denn im 21. Kapitel des Matthäusevangeliums, aus dem am 1. Advent die Geschichte vom Einzug in Jerusalem gelesen wird, heißt es: Da „erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der?“