Auf ein Wort

Unser Blick fällt auf ein erstes Spruchband. Weitere werden folgen. Unter dem Dach des Stalles von einer Armada liebenswerter Putten angebracht, erinnern sie an die Botschaft der Engel auf dem Hirtenfeld, ja proklamieren diese noch einmal neu. So soll es sein: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden. „Fride auff Erden“, die große Hoffnung: immer wieder mitleidig belächelt und doch heiß ersehnt; immer wieder zerschossen und dennoch umklammert. Auch in einer Weihnachtserzählung von Johannes Bobrowski ist von dieser Ambivalenz die Rede (Unordnung bei Klapat, 1965). Der Dichter erzählt, wie der Weihnachtsgottesdienst beginnt, und dann: „reckt Klapat den Hals, weil Hochwürden die Kanzelstiege hinaufklettert. Und was sagt er da, der Herr Dompfarrer? … Der will ja bloß jedem querkommen. Aber mir nicht. Heute nicht. Hier sitz ich, Klapat, in Uniform, Beamter, Frontkämpfer, EK II, und mein Sohn ist im Felde… Aber Hochwürden redet nicht vom Krieg, sondern vom Frieden, je länger Klapat hinhört, desto verdächtiger hört sich das an. Wieso Frieden, wo wir jetzt Krieg haben? Aber soll er denn vom Krieg reden? Also doch vom Frieden? Soll er oder soll er nicht? Auf jeden Fall aber: Was er da oben redet ist ja wohl nicht das, was man sich anhören kann, jetzt im Krieg und in Uniform: Daß die Friedfertigen die Friedenmacher sind und nicht solche, die mit dem Frieden schon fertig geworden sind.“

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