Auf ein Wort

Anlässlich des 700. Jubiläums der Gründung des Stendaler Kollegiatstifts (1188), zu dem 12 weltliche Chorherren gehörten, wurden die Glasfenster des Doms nach den Vorgaben der preußischen Baubehörden von 1887–1905 durch das Königliche Institut für Glasmalerei in Berlin restauriert. Dabei wurde ein „komplettierender Historismus“ vertreten. Das Institut bekam die Aufgabe, die Glasmalereien wieder in den ursprünglichen Fensterzusammenhang zu bringen und die Abfolge der Fenster zu rekonstruieren. Fehlende Partien sollten ergänzt und der Verglasung sollte insgesamt eine ästhetisch überzeugende Gesamtwirkung zurückgegeben werden. Teilweise wurden großflächige Ergänzungen und Neuschöpfung ganzer Szenen notwendig, z. B. beim Apostelfenster oder beim Adventsfenster im südlichen Querhaus. Umfangreiche kunsthistorische Studien und Forschungen zur Technik mittelalterlicher Glasmalerei bildeten dafür die Grundlage. Wer sich heute von den Glasmalereien im Stendaler Dom berühren lässt, wird der ästhetischen Qualität der Restaurierungsarbeit des Königlichen Instituts seine Anerkennung nicht versagen. Durch sie können wir die Schönheit und Besonderheit der den gesamten Kirchenraum prägenden Farbfenster auch heute noch erfahren. In der Abbildung zum heutigen Tag sehen wir aus dem Apostelfenster im Querhaus den Apostel und Evangelisten Matthäus mit seinen Attributen. Das Buch weist auf das Matthäus-Evangelium hin, das Beil auf das Martyrium. Seit dem 2. Jahrhundert wurde in der christlichen Tradition der Apostel Matthäus mit dem Autor des ersten der vier Evangelien des Neuen Testaments identifiziert. Diese Identifizierung hält der historischen Überprüfung jedoch nicht stand. In der Kunst und im Brauchtum wurde Matthäus allerdings über Jahrhunderte hinweg als Evangelist und Apostel verehrt und dargestellt.

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