Maria kniet an der Krippe. Noch sehen wir das Kind nicht. Doch sie ist ihm am nächsten und ganz zugewandt. Sie wird uns nicht als schlichte Magd vor Augen geführt, eher als eine vornehme Dame. Mit ihrer Haartracht und dem Kleid im königlichen Blau – Pigmente dafür waren teuer und schwer zu beschaffen – hat Lucas Cranach d. J. sie der Tradition folgend als Himmelskönigin gemalt.
Vielleicht hat er aber beim Malen auch an Luthers Auslegung des Lobgesangs der Maria gedacht hat und Maria deshalb so kostbar gekleidet dargestellt. Für Martin Luther war es ein zentraler Gedanke, dass Gott gerade mit den „kleinen Leuten“ Großes vorhat. In der Auslegung des Lobgesangs (Lukas 1,46-55) redet er seine Leserinnen und Leser direkt an: „Du musst dir vielmehr ohne alles Wanken und ohne alles Zweifeln seinen Willen über dich vor Augen stellen, so dass du fest glaubst, er will auch mit dir große Dinge tun.“