Madeleine Dietz

Auf ein Wort

Madeleine Dietz: Zu meinen Arbeiten

Erde ist mein Material, ist mein Werkstoff, in unerschöpflicher Menge überall zu finden. Erde ist der Boden auf dem etwas wächst, der Boden auf dem etwas leben kann, fruchtbarer Boden. Erde ist der Boden, der bearbeitet, gepflegt werden kann, der aber auch verdorben wird, mit dem man Raubau betreibt. Erde ist auch der fruchtbare Rückstand verwester organischer Materie. Die von mir verwendete Erde kommt meist aus meinem Grundstück in der Pfalz, oder ich entnehme sie an Orten, an denen meine Arbeiten gezeigt werden. Erde in Verbindung mit Wasser ist formbar, ausstreichbar, trocknet aus , bildet Risse, bricht in Stücke. Erde, absichtlich nicht mit haltbar machenden Stoffen vermischt, die durch den Prozess an sich, immer nur das ergibt was sie ist, Erde. Die Erde ist für mich das Symbol von Werden und Vergehen. Die Erde ernährt uns, wir gehen in sie zurück. Kreislauf des Lebens, verbunden mit dem Nebeneinander von Leere und Fülle. Dürre und Absterben, gleichzeitig aber auch das Erblühen einer Landschaft, die gerade eine Regenzeit erfahren hat. Das menschliche Leben, das in seinem Schicksal oft unberechenbar ist, der unabänderliche irdische Tod, verbunden mit der Hoffnung auf Erlösung, aber auch der Frage, nach dem was bleibt. Das Bewahren und Behüten der Erde, Umschließen, Umfassen der Erdstücke, einem Schatz gleich, ist Thema meiner Arbeit. Erde ist Natur! Erd-/Lehmbauten in Afrika und Asien zeugen von enormer Widerstandsfähigkeit. Nur durch mechanische Einwirkung oder durch Nässe verändert sich die Form. Der Besitzer dieser Erde ist gleichzeitig ihr Hüter.

Georg-Christhard Neubert zu Madeleine Dietz „Tresor“:

Die in Landau/Pfalz lebende und arbeitende Bildhauerin hat im September 2022 eine Skulptur aus der Werkreihe ‚Tresor‘ in die Sammlung der Stiftung Christliche Kunst gestiftet. Ihre Arbeit aus Ton und Stahl mit den Maßen 40 x 40 x 40 cm aus dem Jahre 2010 setzt einen neuen Akzent und ergänzt die bildhauerischen Arbeiten der Sammlung eindrucksvoll. Der erste Blick auf die kraftvollen, immer an existentiellen Fragestellungen orientierten Arbeiten, die Madeleine Dietz seit mehr als 35 Jahren in einer beeindruckenden Vielzahl an Ausstellungen, Performances, ausgeführten raumbezogenen Projekten und Installationen öffentlich zur Diskussion stellt, könnte dazu verführen, von einem immerwährend sprudelnden Talent der Künstlerin auszugehen. Wer mit diesem Blick auf die Arbeiten von Madelaine Dietz schaut, wird kaum etwas ahnen vom Ringen um die richtige Form, vom tastenden Versuch, vom stets anwesenden Zweifel, der jeden künstlerischen Gestaltungsprozess der Künstlerin begleitet. Wie selbstverständlich stehen ihre meist großformatigen Skulpturen im Raum; ganz gleich, ob als freie oder als auftragsgebundene Arbeiten für Kirchenräume. Es fällt allerdings auf und verwundert zugleich, dass Madeleine Dietz seit Beginn ihrer künstlerischen Arbeit sich immer wieder mit demselben Material auseinandersetzt. Stets bilden Stahl und Erde in immer neuen Formationen zu semantischen Texturen zusammengefügt die Ausgangsmaterialien. Die Objekte der Bildhauerin Madeleine Dietz sperren sich gegen den schnellen Zugriff des vereinnahmenden, auf Bestätigung ausgerichteten Blicks. Sie bleiben eigensinnig und fremd. Zwischen Freiheit und Vorschrift wirken sie wie Projektionen von Empfindungen, die unsere Vorstellungskraft befeuern und eine Idee der geschauten und gedachten Welt geben. Darin könnte auch mit dem Abstand einer Generation die dauerhafte Kraft der Skulpturen von Madeleine Dietz liegen. Vielleicht verhält es sich auch ganz anders. Wir werden sehen.

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