Das Kirchenportal der Stadtkirche St. Marien (1439) markiert einen Übergang. Eine Schwelle soll übertreten werden, Schritte sollen sich verlangsamen. Im zweireihigen Tympanon sehen wir, wer diese Schwelle schützt: die Heiligen Dorothea, Johannes Evangelist, Sigismund, Nikolaus und Katharina. Darüber thront Maria als Gottesmutter mit dem Kind, Petrus und Paulus zu ihrer Rechten und Linken. Am Sonntagmorgen öffnet sich die Kirchentür zum Gottesdienst. „Weg im Geheimnis“, so nennt ein Theologe unserer Tage das, was in der Liturgie geschieht (Martin Nicol).
Um das geheimnisvolle Spiel von geschlossenen und offenen Türen geht es auch bei den Adventskalendern. Die ersten – selbstgemacht – sollen um das Jahr 1851 entstanden sein. In protestantischen Familien hängte man täglich ein christliches Bild auf oder es wurden 24 Striche an die Wand bzw. die Tür gemalt, die dann von den Kindern im Haus einzeln, Tag für Tag, weggewischt wurden. In den 1920er Jahren erschienen die ersten Adventskalender mit Türchen. Hinter ihnen befanden sich damals kleine Bilder. Selbst die unüberschaubare Fülle heutiger Adventskalender – am besten wieder selbst gemacht – hält noch den Zauber des Wartens fest.