68 Seiten, durchgehend farbig, 16 x 15 cm. gebunden
EUR 12,90
Ins Offene zeichnen Wie malt man den Glauben? Das ist eine uralte, unendliche Frage, auf die ungezählte Antworten gewagt wurden. Leicht waren sie nie – nicht in der Antike, nicht im Mittelalter, nicht in der frühen Neuzeit. Vielleicht gerade deshalb hat die christliche Kunstgeschichte wunderbarste Werke hervorgebracht. Mit der Moderne – was immer das auch ist – scheint die Frage aber einen neuartigen Schwierigkeitsgrad erreicht zu haben. Geht das überhaupt – den Glauben malen? Wie kann man heute noch heilige Gestalten und Geschichten in Bilder bannen, wenn das gegenständliche Bild selbst zum Problem geworden ist? Viele Künstlerinnen und Künstler sind deshalb den Weg ins Ungegenständliche gegangen, haben Licht und Farbe alles sagen lassen. Oft mit ebenso irritierenden wie inspirierenden Ergebnissen. Einige wenige sind ins Gegenständliche zurückgegangen. Nicht immer mit Erfolg. Nun ist mir ein kleines, feines Buch auf den Schreibtisch geflogen gekommen, das auf eine feinsinnige und warmherzige Weise die vermeintlichen Gegensätze überwindet. Der Berliner Künstler Thomas Werk hat 24 Gemälde und Zeichnungen angefertigt, die mal nur eine Geste zeigen, eine abstrakte Form, einen Schwung, Tupfer, mal aber auch eine ferne Erinnerung an feste Gestalten wachrufen. Ihr Zauber liegt in ihrer Skizzenhaftigkeit. Sie sind nicht fertig, sie legen nicht fest. Aber sie bleiben auch nicht im Ungefähren, willkürlich Offenen. Denn sie geben einen Anstoß und wollen von denen, die sie betrachten, im Geist weitergemalt, in der Seele zu Ende gezeichnet werden. Begleitet werden diese Malereien, die ins Transzendente und ins Innerliche zielen, von kurzen Satzfragmenten, in denen sich eine eigentümliche christliche Spiritualität ausspricht. Mich spricht die Wärme in diesen Worten an. Deshalb mag ich ganz besonders das dunkelste dieser Bildersammlung. Ich sehe darin die Erinnerung an kalte, harte, dunkle, hungrige, kriegsversehrte Winterwirklichkeiten. Und die Mahnung, die Verpflichtung, aber auch die Hoffnung: „Für jeden eine warme Suppe.“