Gott in der modernen Kunst


Das im B. Kühlen Verlag 2022 erschienene Buch, Hardcover, vereint auf 210 Seiten Bildbesprechungen von dreißig Kunstwerken. Die Besprechungen reichen von Auguste Rodin über Alfred Kubin und die Maler der klassischen Moderne bis hin zu Arnulf Rainer, Anselm Kiefer Michael Triegel und James Rizzi. Ein Anhang bietet Bildnachweise und Angaben zum Autor. Zwanzig Bildbeispiele werden ausführlich behandelt, zehn in kürzeren Beiträgen vorgestellt. Ein umfangreicher Anmerkungsteil zu jeder der besprochenen Künstlerpersönlichkeiten bietet Möglichkeiten vertiefenden Verständnisses und legt die Quellen offen, aus denen der Autor schöpft oder sich kritisch bezieht.
Das gut lesbare, sorgfältig ausgestatte Buch zeigt überblicksartig unterschiedliche Versuche, die spirituelle Dimension künstlerischer Bezugnahme auf christliche Vorstellungswelten ins Bild zu setzen. Der Autor bekennt sich zur Subjektivität seiner Auswahl. Er vertraut darauf, dass Leserinnen und Leser die zweitausend Jahre alte Debatte der Bilderfrage als theologisches Problem bei der Lektüre seiner Texte mitdenken.
Die Auswahl der Bildwerke erfolgt unter dem Prinzip, ob die Stichwörter ‚Gott‘, ‚Schöpfer‘ oder ‚Vater‘ in den Titeln der Kunstwerke vorkommen. Dieses Prinzip führt zu einer nachvollziehbaren Eingrenzung, hat aber zur Folge, dass künstlerische Positionen unbetrachtet bleiben, deren Bildwerke ohne diese Titelbezeichnungen auskommen. Man denke beispielsweise an Barnett Newman, Micha Ullman, Mark Rothko, Michael Morgner, Volker Stelzmann, Joseph Beuys, James Bacon, Günter Uecker, Via Lewandowsky, James Lee Byars, die je auf ihre Weise zur Weitung des Horizontes im Blick auf die ‚Frage nach Gott‘ beigetragen haben. Auch vermisst man eine aufmerksamere Betrachtung künstlerischer Positionen von Frauen zum Thema. Unter den 30 ausgewählten Bildbeispielen finden sich lediglich zwei weibliche Autorinnen: Louise Nevelson und Marianne Reiners-Maaz. Gern hätte man beispielsweise eine Besprechung von Arbeiten der Künstlerinnen Katharina Sieverding und Julia Krahn gelesen, die zum Thema eindrucksvolle Arbeiten geschaffen haben. Trotz dieser Einschränkungen empfiehlt sich das Buch sehr zur Lektüre und eignet sich durchaus als willkommene weihnachtliche Geschenkidee. Das Buch ist zum Preis von EUR 34,90 bei der Stiftung bestellbar.

Christhard-Georg Neubert



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