Friedrich Press

Auf ein Wort

Kunst und Kirche in der DDR – diese Beziehung ist ohne den Bildhauer Friedrich Press (1904–1990) nicht zu denken. Der Katholik mit der Wahlheimat Dresden gestaltete etwa 40 Kirchen und Altarräume in der DDR, einige auch in Westdeutschland, katholische wie evangelische. 1986 war ihm und seiner Arbeit sogar eine der wenigen kirchlichen Fernsehsendungen gewidmet, die nach dem Spitzengespräch zwischen Erich Honecker und Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR vom 6. März 1978 möglich geworden waren.

Eigenständig und ungeachtet der schwierigen politischen Bedingungen in der DDR-Diktatur fand Press zu seiner eigenen unverwechselbaren kantig-geometrischen Formensprache. In den späten 1960er Jahren entwickelte er diesen für ihn so charakteristischen Stil. Die Stele, meist aus Holz, Beton oder Ziegeln, wurde zur häufig verwendeten Form und die Details wurden auf wenige aussagekräftige Motive reduziert. „Zeichen des Unbedingten“ wurden in ihnen erkannt und als Befreiung aus Gewohntem und Gewöhnlichem erlebt, das sich eben auch in Kirchen fand und findet.

Diese Formensprache prägt auch die „Madonna mit Kind“ aus dem Jahr 1990, eine Plastik aus Bisquitporzellan. Friedrich Press hat dieses Motiv häufig bearbeitet. Wie schon in einer seiner bedeutendsten Arbeiten, der 1973 für die Dresdner Kathedrale gestaltete Pietà, sehen wir eine stelenförmige Maria. Sie hält den Jesusknaben auf dem Schoß. Die auf wenige Züge reduzierten Gesichter von Mutter und Sohn gemahnen an Alexej Jawlenskis Urform. Die Figur gehört zu einer Press-Edition des Staatlichen Kunsthandels der DDR aus dem Jahr 1990, die auf eine Arbeit aus Lindenholz (1977) mit gleichem Titel Bezug nimmt.

Hanna Kasparick



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