Die heilige Katharina war im 13. Jahrhundert nach Maria in der Westkirche die wohl am meisten verehrte Heilige. Sie erfuhr auch im Stendaler Dom besondere Aufmerksamkeit, zumal sie Schutzheilige des kurfürstlich-brandenburgischen Hauses war, zu dessen Herrschaftsgebiet die Altmark mit Stendal gehörte. Im Dom wird ihre Leben auf zwei verschiedenen Fenstern erzählt. Eins davon befindet sich ebenfalls im Hohen Chor. Katharina, die im 3. Jahrhundert in Alexandria geborene Tochter des Königs Costus war eine hochgebildete und selbstbewusste junge Frau. Nachdem sie alle um sie werbenden Männer abgewiesen hatte, wurde sie von einem Einsiedler auf Christus als den wahren Bräutigam hingewiesen und ließ sich taufen. Während ihrer Lebenszeit erreichten die Christenverfolgungen um das Jahr 300 im römischen Reich einen letzten Höhepunkt.
Mit dem Medaillon schauen wir auf einen Konflikt bei einem heidnischen Opferfest. Katharina verweigert als Christin dem Götzen auf der Säule die gebührende Verehrung. Sie wird daraufhin von einem Offizier bei Kaiser Maxentius denunziert. Die beiden stehen in der Mitte. Ihre Zeigefinger verdeutlichen jeweils auf besondere Weise die Dramatik der Szene. Der Offizier zeigt anklagend auf Katharina, der Kaiser erhebt sogleich seinerseits drohend den Finger der rechten Hand. Hinter ihm steht der Richter mit dem Schwert auf der Schulter. Einen spannenden Kontrast zwischen linker und rechter Bildhälfte bildet hier die Handhaltung. Der Scharfrichter auf der linken Seite umklammert angestrengt, möchte man meinen, sein Schwert. Katharina auf der rechten Seite hat beide Hände in sanfter Gebetshaltung aneinandergelegt.