Das Nikolausfenster schließt im Hohen Chor direkt an die Fenster von Petrus und Maria an, wodurch die Bedeutung dieses Heiligen als Haupt- und Namenspatron des Domes deutlich wird. Nikolaus gilt als der Schutzpatron der Kaufleute und der Seefahrer, damit auch der Hanse und der Hansestadt Stendal. Grundlage für die Szenen des Fensters sind die zahlreichen Legenden zum Leben des Heiligen. Nikolaus von Myra wurde um 270 n. Chr. geboren. Nach dem Tod seiner Eltern überlegte er als frommer Mann, wie er mit seinem reichen elterlichen Erbe zum Lobe Gottes umgehen konnte. Als er wahrnahm, wie sich sein Nachbar aufgrund seiner Armut gezwungen sah, seine drei Töchter zu prostituieren, erkannte er, was zu tun war. Das sehen wir in der dritten Bildreihe von unten. Nikolaus, im Bischofsornat und mit Krummstab, streckt seine linke Hand, die einen Goldklumpen hält, ganz vorsichtig durch das Fenster in den Schlafraum der drei Mädchen. Nun kann die älteste Tochter heiraten. Noch zwei weitere Male wiederholt er den Vorgang, so dass die Schwestern ebenfalls heiraten können. Die Mädchen liegen unter einer blauen Decke. Im Mittelalter war dies die Farbe Gottes und auch der Keuschheit. Die drei ruhen also unter Gottes Schutz. Dem Vater, der rechts auf einem Sessel schläft, gelingt es erste beim dritten Mal, den Helfer zu ertappe. Nikolaus aber verbietet es ihm, ihn zu verraten.