Dialoge III: Winfried Muthesius „…das Wasser war viel zu tief. 1000 Odysseen“

In der aktuellen Ausstellung bezieht sich Winfried Muthesius auf die Lithografie von Oskar Kokoschka „Die Rast auf der Flucht nach Ägypten“ von 1916, die zum Sammlungsbestand der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg gehört. Die Ausstellung präsentiert die sehr persönliche Perspektive des Künstlers auf das Thema ‚Flucht und Vertreibung‘. 

Der in Berlin und auf den Kapverden lebende und arbeitende Künstler Winfried Muthesius stellt neue Fotoarbeiten vor, die das Thema ‚Flucht und Vertreibung‘ aufgreifen. Bei der Fotoserie handelt es sich um Fotografien von Flipflops und Schuhen, die auf den Kapverdischen Inseln an entlegenen Stränden angespült wurden. Die verstörend poetischen Fotos zeigen vorwiegend Details der beschädigten bzw. zerstörten Schuhe. Der Titel der Serie „1.000“ ist auf insgesamt 1.000 Arbeiten angelegt. Bei der Zahl 1.000 schwingen vielfältige Assoziationen mit. „Mich interessiert hierbei sehr, dass die Themen der Bibel eine atemberaubende Aktualität haben. Bei den verlorenen Schuhen bzw. Flipflops, die ich an den Stränden der Kapverdischen Inseln fand, handelt es sich um einfachstes Schuhwerk armer Menschen. Der Verlust eines Schuhes bedeutet im Regelfall, dass der weitere Weg barfuß bewältigt werden muss. Die angespülten Flipflops stellen für mich ein Symbol für Flucht und Vertreibung dar. Strömt das Werk von Oskar Kokoschka noch Ruhe und Gelassenheit und auch eine gewisse Zuversicht aus, so stehen bei meinen Fotoarbeiten Verlust und Ungewissheit im Vordergrund.“ (Winfried Muthesius)

Muthesius koppelt seine Fotoserie mit Arbeiten aus der Serie „broken gold“. Dabei handelt es sich um goldene Bilder, Blattgold auf Holz, bei denen das Gold übermalt bzw. zerstört wurde. Ein poetisches Spiel mit Oberfläche und Untergrund und zugleich eine vieldeutige Anspielung auf die fragwürdige Verlässlichkeit der Sinne.

Es zeigt sich, dass die Kunstwerke nicht Gegenstände zum Ansehen sind. Die Kunstwerke sehen uns an und werden so zum Erlebnis mit offenem Ausgang, einer Reise ins Ungewisse.

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